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AUTOR VON "HAHNENSCHREIE", "LIEBESBRIEF AN FREMDEN KÖNIG" UND SCHILLER-TRILOGIE ("STERNGUCKER ODER ...")



Aus "Hahnenschreie Band 2"

Klaus

Yan sitzt im Theater hinter seinem Schreibtisch und arbeitet still in sich hinein.

Plötzlich geht die Tür auf, und ohne anzuklopfen oder zu grüßen, kommt der Schauspieler Klaus Löwitsch herein.

Vor wenigen Tagen hat er in Yans Theater mit den Proben zu einer englischen Komödie begonnen, aber Yan und er sind sich noch nie persönlich begegnet.

Klaus Löwitsch schließt jetzt die Tür hinter sich.

Weiterhin gruß- und wortlos geht er ruhig auf Yan zu, tritt hinter den Schreibtisch und dicht an Yan heran. Mit beiden Händen faßt er Yans Kopf und küßt ihn kräftig auf den Mund.

Dann läßt er Yans Kopf wieder los, geht ruhig und wortlos hin­aus und schließt die Tür hinter sich.

Verdutzt sitzt Yan hinter seinem Schreibtisch und spekuliert, was das zu bedeuten haben könne.TOP

Anderntags sitzt Yan wieder im Theater hinter seinem Schreib­tisch und arbeitet still in sich hinein.

Plötzlich geht die Tür auf, und ohne anzuklopfen oder zu grüßen, kommt Klaus Löwitsch herein.

Er schließt die Tür hinter sich, baut sich vor Yans Schreibtisch auf und spricht. Er bittet für den gestrigen Vorfall um Ent­schudigung, er sei ein wenig betrunken gewesen.

Spricht's und geht ruhig wieder hinaus, schließt die Tür hinter sich.

Verdutzt sitzt Yan hinter seinem Schreibtisch.

Schade, denkt er, daß diese Erklärung jetzt im Raum steht. Aber wahrscheinlich stimmt sie auch gar nicht.TOP

Seither sind Yan und Klaus Löwitsch sich nie mehr begegnet.

Ohne die Erklärung wäre das Ganze noch schöner: ohne Vor­spiel, ohne Nachspiel, ohne Geschichte, ohne Drama - einfach ein hübscher Fakt, weiter nichts; ein gelebter Moment, uner­gründlich wie ein Märchen und schön.

Das bleibt es aber auch so.

Der Hahn schreit

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